VR-Headsets im Test: Meta Quest 3 vs. Apple Vision Pro

Die virtuelle und erweiterte Realität hat sich in den letzten Jahren von einer Nischentechnologie zu einem ernstzunehmenden Markt entwickelt. Mit der Meta Quest 3 und der Apple Vision Pro stehen aktuell zwei hochmoderne Headsets zur Verfügung, die beide für sich beanspruchen, die Zukunft der immersiven Technologie zu repräsentieren – allerdings zu sehr unterschiedlichen Preispunkten und mit verschiedenen Philosophien. In unserem ausführlichen Test haben wir beide Geräte über mehrere Wochen im Alltag genutzt und verglichen.

Design und Tragekomfort

Meta Quest 3

Die Quest 3 setzt auf ein schlankes, weißes Design, das im Vergleich zum Vorgänger deutlich kompakter ausfällt. Mit einem Gewicht von 515 Gramm ist das Headset für längere Sessions noch immer spürbar, aber dank des verbesserten Gewichtsausgleichs deutlich angenehmer zu tragen als die Quest 2. Der Kopfgurt in seiner Standardausführung ist funktional, bietet aber nicht den optimalen Halt – hier lohnt sich das Upgrade auf den Elite-Gurt mit zusätzlicher Stütze am Hinterkopf.

Die Polsterung im Gesichtsbereich ist angenehm und auch für Brillenträger geeignet, wobei sich bei längeren Sessions dennoch ein gewisser Druck auf der Nasenbrücke bemerkbar macht. Das Headset bleibt auch bei schnellen Bewegungen stabil, was besonders bei aktiven Spielen wichtig ist.

Apple Vision Pro

Apple hat bei der Vision Pro auf Premium-Materialien und Verarbeitung gesetzt. Das aus Aluminium und Glas gefertigte Headset wirkt hochwertig und elegant. Mit 650 Gramm ist es schwerer als die Quest 3, verteilt das Gewicht aber durch sein innovatives Kopfband-System mit separatem Akku (der extern getragen wird) besser. Der textile Lichtschutz passt sich dank des magnetischen Anschlusssystems perfekt der Gesichtsform an.

Besonders hervorzuheben ist der modulare Aufbau: Verschiedene Polster, Kopfbänder und sogar optische Einsätze von ZEISS können individuell angepasst werden. In unseren Tests war die Vision Pro auch nach mehreren Stunden noch angenehm zu tragen, allerdings spürt man das Gewicht nach längerer Zeit dennoch.

Display und Bildqualität

Meta Quest 3

Die Quest 3 bietet zwei LCD-Panels mit einer kombinierten Auflösung von 2064 × 2208 Pixeln pro Auge. Die Pixeldichte ist hoch genug, um den gefürchteten "Screen-Door-Effekt" (sichtbares Pixelraster) weitgehend zu eliminieren. Mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz (je nach Anwendung) und einem Sichtfeld von etwa 110 Grad bietet das Headset ein immersives Erlebnis.

Die Farbdarstellung ist lebhaft, wenngleich die Schwarzwerte aufgrund der LCD-Technologie nicht so tief sind wie bei OLED-Displays. Die Schärfe im Zentrum des Sichtfelds ist hervorragend, zum Rand hin nimmt sie jedoch leicht ab – ein typisches Merkmal aktueller VR-Headsets.

Apple Vision Pro

Die Vision Pro setzt neue Maßstäbe in Sachen Displayqualität. Mit zwei Micro-OLED-Displays und einer beeindruckenden Auflösung von 3660 × 3200 Pixeln pro Auge (was Apple als "4K pro Auge" vermarktet) liefert sie die aktuell höchste Pixeldichte auf dem Markt. Das Ergebnis ist eine messerscharfe Darstellung, bei der selbst kleinste Textdetails problemlos lesbar sind.

Die OLED-Technologie sorgt für perfekte Schwarzwerte und einen hohen Kontrast, während die HDR-Unterstützung mit bis zu 1000 Nits für beeindruckende Helligkeitsreserven sorgt. Mit einem Sichtfeld von etwa 100-110 Grad liegt sie auf ähnlichem Niveau wie die Quest 3, bietet aber eine gleichmäßigere Schärfe über das gesamte Sichtfeld.

Leistung und Hardware

Meta Quest 3

Im Inneren der Quest 3 arbeitet ein Qualcomm Snapdragon XR2 Gen 2 Prozessor, der gegenüber dem Vorgänger einen deutlichen Leistungssprung darstellt. Mit 8 GB RAM und wahlweise 128 GB oder 512 GB Speicher bietet das Headset ausreichend Ressourcen für moderne VR-Anwendungen. Im Test laufen selbst grafisch anspruchsvolle Titel wie "Asgard's Wrath 2" flüssig und mit beeindruckender Detailtiefe.

Die Akkulaufzeit beträgt je nach Nutzung zwischen 2 und 3 Stunden, was für VR-Verhältnisse solide, aber nicht herausragend ist. Das kabellose Design ist ein großer Vorteil, kann aber bei Bedarf durch ein Link-Kabel mit einem PC verbunden werden, um auf dessen Rechenleistung zuzugreifen.

Apple Vision Pro

Apple verbaut in der Vision Pro den leistungsstarken M2-Chip zusammen mit einem R1-Prozessor, der speziell für die Verarbeitung der Sensordaten optimiert ist. Mit 16 GB RAM und 256 GB bis 1 TB Speicher bietet das Headset großzügige Ressourcen. Die Leistung ist beeindruckend: Selbst komplexe 3D-Anwendungen, mehrere schwebende Fenster und 3D-Videostreaming laufen gleichzeitig ohne Ruckler.

Die Akkulaufzeit liegt bei etwa 2 Stunden, was angesichts der hohen Displayauflösung und Rechenleistung nicht überrascht. Der externe Akku kann während der Nutzung ausgetauscht werden, und das Headset kann dauerhaft mit Strom versorgt werden – allerdings ist es dann nicht mehr vollständig kabellos nutzbar.

Tracking und Steuerung

Meta Quest 3

Die Quest 3 verwendet vier nach außen gerichtete Kameras für das Inside-Out-Tracking, das sowohl die Position des Headsets im Raum als auch die mitgelieferten Touch-Controller präzise erfasst. Das System arbeitet zuverlässig und ermöglicht eine freie Bewegung im Raum. Die Controller bieten haptisches Feedback und präzise Tracking-Genauigkeit.

Zusätzlich unterstützt die Quest 3 Hand-Tracking ohne Controller, das in den letzten Updates deutlich verbessert wurde. Es funktioniert gut für einfache Interaktionen und Menünavigation, stößt bei komplexen Spielen aber noch an Grenzen.

Apple Vision Pro

Die Vision Pro setzt vollständig auf Hand- und Augentracking und verzichtet komplett auf physische Controller. Zahlreiche nach außen und innen gerichtete Kameras und Sensoren erfassen präzise die Augen-, Hand- und Körperbewegungen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Man kann Elemente durch Anschauen auswählen und durch Zusammendrücken von Daumen und Zeigefinger aktivieren.

Diese Steuerung fühlt sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase überraschend natürlich an, erfordert aber präzise Bewegungen. Für längere Texteingaben kann eine Bluetooth-Tastatur verbunden werden. Die fehlenden Controller sind bei Spielen teilweise ein Nachteil, da haptisches Feedback fehlt und einige Interaktionen weniger präzise sind.

Software und Ökosystem

Meta Quest 3

Die Quest 3 läuft auf Meta's Quest OS, das auf Android basiert. Der Quest Store bietet über 500 Spiele und Anwendungen, darunter populäre Titel wie "Beat Saber", "Resident Evil 4 VR" und "The Walking Dead: Saints & Sinners". Das Gaming-Angebot ist eindeutig die Stärke der Plattform, mit einer breiten Palette an Genres und Preispunkten.

Für Produktivitätsanwendungen bietet Meta Horizon Workrooms und Unterstützung für 2D-Apps wie Slack, Dropbox und Microsoft Office. Diese wirken jedoch oft wie Zusatzfunktionen und nicht wie der Hauptzweck des Geräts. Die Integration mit dem Meta-Ökosystem ermöglicht soziale Interaktionen in Horizon Worlds, obwohl diese Plattform noch nicht die erhoffte Nutzerbasis erreicht hat.

Apple Vision Pro

Die Vision Pro läuft auf visionOS, einem neuen Betriebssystem, das stark an iOS und macOS angelehnt ist. Der Fokus liegt eindeutig auf Produktivität, Multimedia und Kommunikation. Apple bringt seine eigenen Apps wie Safari, Fotos, Nachrichten und FaceTime mit spezifischen Anpassungen für die räumliche Nutzung.

Der App Store für visionOS wächst stetig, mit aktuell über 1.500 nativen Anwendungen und Unterstützung für tausende iOS-Apps. Die Stärke liegt in der nahtlosen Integration mit dem Apple-Ökosystem: AirPlay, Handoff und die Nutzung des iPhones als Eingabegerät funktionieren hervorragend. Das Spieleangebot ist derzeit noch begrenzt, mit Fokus auf casual Games und einigen AR-Titeln.

Mixed Reality und Passthrough

Meta Quest 3

Die Quest 3 bietet eine deutlich verbesserte Farbpassthrough-Funktion im Vergleich zum Vorgänger. Die Kameras liefern ein farbiges Bild der Umgebung, das jedoch noch immer körnig und mit reduzierter Auflösung erscheint. Für kurze Interaktionen mit der realen Welt ist es ausreichend, für längere Nutzung aber ermüdend.

Mixed-Reality-Anwendungen wie "First Encounters" oder "Demeo" zeigen das Potenzial, virtuelle Objekte in die reale Umgebung zu integrieren. Die Technologie ist vielversprechend, aber die begrenzte Kameraqualität verhindert ein wirklich nahtloses Erlebnis.

Apple Vision Pro

Hier glänzt die Vision Pro besonders. Apple nennt es "EyeSight" – die hochauflösenden Kameras liefern ein gestochen scharfes, nahezu verzögerungsfreies Bild der Umgebung. Der Übergang zwischen virtuell und real ist so fließend, dass man bei aktiviertem Passthrough fast vergisst, ein Headset zu tragen.

Die räumlichen Anwendungen integrieren sich perfekt in die Umgebung, mit präzisem Tracking von Oberflächen und Objekten. Virtuelle Fenster können an Wänden platziert werden, 3D-Modelle auf Tischen abgelegt werden, und die Interaktion wirkt natürlich. Die Vision Pro ist aktuell das überzeugendste Mixed-Reality-Gerät auf dem Markt.

Preisvergleich und Preis-Leistungs-Verhältnis

Die Quest 3 ist in zwei Varianten erhältlich: 128 GB für 549,99 Euro und 512 GB für 699,99 Euro. Zusätzliches Zubehör wie der Elite-Gurt (69,99 Euro) oder ein Link-Kabel (89,99 Euro) erhöhen den Preis entsprechend.

Die Apple Vision Pro startet in Europa bei 3.999 Euro für die 256-GB-Version, mit Aufpreisen für größere Speichervarianten (bis zu 4.499 Euro für 1 TB). Zusätzliche ZEISS-Einsätze für Brillenträger kosten etwa 149 Euro.

Der Preisunterschied ist enorm und ein entscheidender Faktor bei der Kaufentscheidung. Die Vision Pro kostet etwa das Sechsfache der Quest 3, bietet dafür aber höhere Displayqualität, besseres Passthrough und ein Premium-Design.

Fazit: Unterschiedliche Geräte für unterschiedliche Zielgruppen

Nach wochenlanger Nutzung beider Headsets wird klar: Es handelt sich um Geräte mit unterschiedlichen Schwerpunkten für verschiedene Zielgruppen.

Die Meta Quest 3 ist die klare Empfehlung für:

  • VR-Gaming-Enthusiasten, die Zugriff auf eine große Bibliothek von Spielen wünschen
  • Einsteiger in die VR-Welt mit begrenztem Budget
  • Nutzer, die Wert auf physische Controller für präzise Spielsteuerung legen
  • Personen, die ein vollständig kabelloses Setup bevorzugen

Die Apple Vision Pro überzeugt hingegen bei:

  • Professionellen Anwendern, die VR/AR für Produktivität und Arbeit nutzen möchten
  • Apple-Ökosystem-Nutzern, die nahtlose Integration mit ihren bestehenden Geräten wünschen
  • Technologie-Enthusiasten, die bereit sind, für State-of-the-Art-Technologie zu zahlen
  • Anwendern, die Wert auf überlegene Display- und Passthrough-Qualität legen

In puncto Preis-Leistungs-Verhältnis ist die Meta Quest 3 der klare Sieger. Sie bietet für einen Bruchteil des Preises ein hervorragendes VR-Erlebnis mit großem Content-Angebot. Die Vision Pro hingegen ist ein beeindruckendes Stück Technologie, das einen Blick in die Zukunft räumlicher Computing-Erfahrungen erlaubt – zu einem entsprechend hohen Preis.

Letztendlich hängt die Wahl zwischen diesen beiden führenden Headsets von Ihren persönlichen Anforderungen, Ihrem Budget und dem beabsichtigten Einsatzgebiet ab. Die gute Nachricht: Beide Geräte zeigen, wie weit die VR/AR-Technologie in den letzten Jahren fortgeschritten ist, und deuten auf eine spannende Zukunft dieser immersiven Medien hin.

Sandra Hofer

Über die Autorin

Sandra Hofer

Sandra ist unsere Expertin für mobile Technologien, VR und AR bei TechAustria. Mit ihrer umfassenden Erfahrung im Testen immersiver Technologien bringt sie tiefgreifende Einblicke in die neuesten Entwicklungen der Virtual und Augmented Reality.

Kommentare (2)

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David Fischer 15. Juni 2025, 19:28

Ich habe beide Headsets ausprobiert und bin erstaunt, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind. Die Quest 3 ist super für Spiele, aber die Vision Pro fühlt sich wirklich wie ein Blick in die Zukunft an. Der Preis ist jedoch absurd hoch!

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Julia Maier 16. Juni 2025, 11:03

Toller Vergleich! Kann man mit der Quest 3 eigentlich auch produktiv arbeiten? Ich würde gerne virtuelle Bildschirme für meine Arbeit nutzen, will aber keine 4.000€ ausgeben.

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