5G-Netzausbau in Österreich schreitet voran

Die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) erobert Österreich in rasantem Tempo. Nach den aktuellen Daten der Regulierungsbehörde RTR haben die österreichischen Mobilfunkanbieter in den letzten zwölf Monaten erhebliche Fortschritte beim Ausbau ihrer 5G-Netze erzielt. Besonders erfreulich: Auch ländliche Regionen profitieren zunehmend von der neuen Technologie. Wir haben die aktuellen Zahlen analysiert und liefern einen umfassenden Überblick über den Stand des 5G-Ausbaus in Österreich.

Aktuelle Zahlen zur 5G-Abdeckung

Laut den neuesten Erhebungen der RTR erreicht das 5G-Netz in Österreich mittlerweile rund 87% der besiedelten Gebiete. Dies stellt eine Steigerung von fast 15 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr dar. In städtischen Regionen ist die Abdeckung mit durchschnittlich 95% besonders hoch, während in ländlichen Gebieten inzwischen immerhin 72% der Bevölkerung Zugang zu 5G haben – eine deutliche Verbesserung gegenüber den 48% im Vorjahr.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern sind jedoch nach wie vor erheblich:

  • Wien: 98% Abdeckung
  • Niederösterreich: 89% Abdeckung
  • Oberösterreich: 85% Abdeckung
  • Salzburg: 83% Abdeckung
  • Steiermark: 81% Abdeckung
  • Burgenland: 78% Abdeckung
  • Kärnten: 75% Abdeckung
  • Tirol: 74% Abdeckung
  • Vorarlberg: 71% Abdeckung

Die Anbieter im Vergleich

A1 Telekom Austria

A1 verzeichnet aktuell die höchste 5G-Abdeckung unter den österreichischen Mobilfunkanbietern. Mit einer Netzabdeckung von rund 90% der besiedelten Gebiete liegt das Unternehmen leicht vor der Konkurrenz. A1 profitiert dabei von seinem umfangreichen Bestandsnetz und den frühen Investitionen in die 5G-Technologie. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz der 3,5-GHz-Frequenzen in städtischen Gebieten, die hohe Bandbreiten ermöglichen.

Ein Fokus von A1 liegt auf der Erschließung wichtiger Verkehrswege. Entlang der Hauptbahnstrecken und Autobahnen hat das Unternehmen gezielt 5G-Stationen errichtet, um eine durchgehende Versorgung zu gewährleisten. Mit aktuell über 2.500 5G-Standorten plant A1, bis Ende 2025 die 3.000er-Marke zu überschreiten.

Magenta Telekom

Magenta folgt dicht auf A1 mit einer 5G-Abdeckung von rund 87% der besiedelten Gebiete. Das Unternehmen hat in den vergangenen Monaten besonders in ländlichen Regionen aufgeholt und dabei verstärkt auf den Einsatz von 700-MHz-Frequenzen gesetzt, die eine größere Reichweite bei allerdings geringerer Bandbreite bieten.

Ein Schwerpunkt von Magenta liegt auf der Implementierung der sogenannten 5G Standalone-Technologie (5G SA), die ohne die Infrastruktur des 4G-Netzes auskommt und dadurch geringere Latenzen und höhere Zuverlässigkeit bietet. Aktuell verfügt Magenta über etwa 2.300 5G-Standorte in Österreich, mit dem Ziel, bis Ende 2025 die Abdeckung auf 92% zu steigern.

Drei (Hutchison Drei Austria)

Drei liegt mit einer 5G-Abdeckung von ca. 84% etwas hinter den beiden Marktführern, hat aber besonders bei der durchschnittlichen Datenrate aufgeholt. Mit Spitzenwerten von bis zu 1,5 Gbit/s in urbanen Zentren zählt das Drei-Netz zu den schnellsten im Land. Der Anbieter setzt verstärkt auf die Frequenzbereiche 3,5 GHz in Städten und 700 MHz in ländlichen Gebieten.

Bemerkenswert ist die Strategie von Drei, gezielt Gewerbegebiete und Industriezonen mit 5G zu erschließen, um Geschäftskunden spezialisierte Dienste anbieten zu können. Mit derzeit rund 2.000 5G-Standorten plant Drei, bis Mitte 2025 eine Abdeckung von 95% zu erreichen.

Reale Geschwindigkeiten im Alltag

Die theoretischen Maximalgeschwindigkeiten von 5G sind beeindruckend, doch wie sieht es in der Praxis aus? Unsere eigenen Messungen in verschiedenen Regionen Österreichs zeigen ein differenziertes Bild:

In Großstädten wie Wien, Graz und Linz konnten wir durchschnittliche Download-Geschwindigkeiten von 350-500 Mbit/s messen, mit Spitzenwerten von über 1 Gbit/s unter optimalen Bedingungen. In mittelgroßen Städten lagen die Werte bei 200-350 Mbit/s, während in ländlichen Gebieten mit 5G-Versorgung im Durchschnitt 100-200 Mbit/s erreicht wurden.

Die Upload-Geschwindigkeiten fielen erwartungsgemäß niedriger aus, lagen aber mit 30-100 Mbit/s immer noch deutlich über den Werten von 4G-Netzen. Besonders beeindruckend ist die Verbesserung bei der Latenz: Während 4G-Netze typischerweise Latenzen von 30-50 ms aufweisen, konnten wir in 5G-Netzen oft Werte unter 20 ms messen, in 5G-Standalone-Netzen sogar unter 10 ms.

Herausforderungen beim weiteren Ausbau

Trotz der beachtlichen Fortschritte stehen die Mobilfunkanbieter beim weiteren 5G-Ausbau vor einigen Herausforderungen:

Topografische Besonderheiten

Die alpine Landschaft in Teilen Österreichs erschwert den Netzausbau erheblich. Täler, Berge und dünn besiedelte Regionen erfordern eine hohe Anzahl an Sendemasten, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Die Betreiber setzen hier verstärkt auf innovative Lösungen wie Small Cells und spezielle Richtfunkantennen.

Lokaler Widerstand

In manchen Gemeinden gibt es nach wie vor Widerstand gegen den Bau neuer Mobilfunkmasten, oft aus Sorge vor gesundheitlichen Auswirkungen – obwohl wissenschaftliche Studien keine Gesundheitsrisiken bei Einhaltung der Grenzwerte belegen. Die Mobilfunkanbieter haben daher ihre Informations- und Aufklärungsarbeit verstärkt und setzen auf Dialog mit den Kommunen.

Stromversorgung und Nachhaltigkeit

5G-Stationen haben einen höheren Energiebedarf als ältere Technologien. Die Betreiber investieren daher in energieeffizientere Technik und setzen zunehmend auf erneuerbare Energien. A1 hat beispielsweise angekündigt, bis 2030 alle Netzkomponenten zu 100% mit grünem Strom zu betreiben.

Ausblick und Zukunftspläne

Der 5G-Ausbau in Österreich wird in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. Alle drei großen Anbieter haben ambitionierte Ziele:

  • Bis Ende 2025 soll eine Bevölkerungsabdeckung von 95-98% erreicht werden
  • Ausbau des 5G-Standalone-Netzes, das die vollen Möglichkeiten der Technologie erschließt
  • Implementierung von Network Slicing für maßgeschneiderte Unternehmenslösungen
  • Bereitstellung spezieller Campus-Netze für Industrieanlagen und Logistikzentren

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Integration von 5G in das Internet der Dinge (IoT). Mit der Möglichkeit, eine große Anzahl von Geräten gleichzeitig zu verbinden, eröffnen sich neue Anwendungsmöglichkeiten in Bereichen wie Smart Cities, vernetzter Mobilität und Industrie 4.0.

Fazit: Österreich auf gutem Weg zur digitalen Vorreiterrolle

Mit dem zügigen Ausbau der 5G-Netze positioniert sich Österreich als eines der führenden Länder in Europa im Bereich der digitalen Infrastruktur. Die deutlichen Fortschritte bei der Erschließung ländlicher Regionen tragen dazu bei, die digitale Kluft zwischen Stadt und Land zu verringern. Für Verbraucher bedeutet der 5G-Ausbau nicht nur schnelleres mobiles Internet, sondern auch die Grundlage für innovative Anwendungen und Dienste der Zukunft.

Während noch einige Herausforderungen zu bewältigen sind, insbesondere in topografisch anspruchsvollen Regionen, ist der Gesamttrend eindeutig positiv. Mit den geplanten weiteren Investitionen der Mobilfunkanbieter ist zu erwarten, dass Österreich seine Position als 5G-Vorreiter in Europa weiter festigen wird.

Lukas Wagner

Über den Autor

Lukas Wagner

Lukas ist unser Experte für Netzwerktechnologien und digitale Infrastruktur. Mit seinem Hintergrund in Telekommunikation und Netzwerkarchitektur analysiert er regelmäßig die Entwicklungen im Mobilfunk- und Breitbandbereich in Österreich.

Kommentare (4)

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Katrin Hofer 18. Juni 2025, 14:22

Ich lebe im Bezirk Liezen in der Steiermark und warte immer noch auf 5G. Laut Karte soll es bei uns verfügbar sein, aber mein Handy findet kein 5G-Netz. Geht es anderen auch so?

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Lukas Wagner 18. Juni 2025, 16:05

@Katrin: Die Abdeckungskarten der Anbieter zeigen oft die theoretische Versorgung. Gebäudedämpfung und lokale Gegebenheiten können das Signal beeinträchtigen. Wichtig ist auch: Nicht jedes Smartphone unterstützt alle 5G-Frequenzbänder. Welches Gerät und welchen Anbieter nutzen Sie?

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